Aschenputtel - MaerchenLust by Luisa Grimaldi

Aschenputtel - MaerchenLust by Luisa Grimaldi

Autor:Luisa Grimaldi
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Elysion Books
veröffentlicht: 2011-12-31T16:00:00+00:00


Erst spät in der Nacht beendete Aschenputtel die Arbeit an Susannas Kleid, denn ihre Stiefmutter hatte ihr zuvor einige andere Dinge aufgetragen. All das waren Kleinigkeiten gewesen, doch es waren viele davon, die dazu dienten, ihr bewusst zu machen, dass es für sie keine Zeit zu Verschwenden gab – etwa, indem man ewig brauchte, um ein paar Perlen aus der Nachbarstadt zu besorgen.

Als sie Nadel und Faden beiseite legte, tat ihr jeder Knochen weh, doch sie war auch aufgeregt, denn in nur wenigen Stunden würde sie aus dem Haus schleichen. Um sich schläfrig zu machen, nahm sie ein heißes Bad im Zinnzuber und ging darauf zu Bett. Sie hatte die Haushälterin gebeten, sie vor Sonnenaufgang zu wecken. Wahrscheinlich waren die Stiefmutter und Susanna längst wach, wenn sie zurückkehrte. Der Zorn, der ihr von beiden bevorstand, war Aschenputtel egal. Ohnehin würden sie beizeiten zur Burg aufbrechen – und wie viel wog schon der Zorn der Hyänen, den sie so häufig zu spüren bekam, gegen die Momente mit diesem Mann, dem sie nach einem letzten Mal nie mehr begegnen würde?

Aschenputtel döste ein, wachte wieder auf, wälzte sich im Bett herum, schlummerte nochmals ein, um bald endgültig schlaflos ins Dunkel des Zimmers zu starren. Als die Unruhe unerträglich wurde, stand sie auf und zog sich an. Auf Zehenspitzen schlich sie durch das Haus, nahm ihren Mantel, Schal und Handschuhe und zog die Tür hinter sich zu. Im Stall sattelte sie die Stute und führte sie, so leise es möglich war, vom Hof.

Die Stadt schlief noch und so kümmerte sich niemand um die Reiterin, die durch die Straßen fegte. Auch die Wachen am Stadttor waren eingenickt und hoben verschlafen die Köpfe, als Aschenputtel vorübergaloppierte. Noch stand der Mond am Himmel und tunkte die weißen Felder in ein Silber. Als eine schwarze Silhouette erhob sich die Burg vor dem platingrauen Himmel. Weil kein Reiter in Sicht war, lenkte sie das Pferd zum Wald und ritt zwischen den ersten Bäumen entlang.

Am Teich angelangt, setzte sich auf den Stumpf, den auch er benutzt hatte, um zu warten. Es dauerte nicht mehr lange, da vernahm sie das Trappeln von Hufen. Ein Gedanke ließ sie grinsen und sie stand auf, eilte in die Schatten, um sich hinter einem Baum zu verstecken. Von dort beobachtete sie, wie er sein Pferd anband und sich nach ihr umsah.

»Wo seid Ihr?«, rief er.

Aschenputtels Herz schlug laut, als er Schritt für Schritt näher kam, so laut, dass sie meinte, man könne es bis weit hören. Es wurde auch nicht mehr leiser, als er sich wieder entfernte und in der falschen Richtung suchte, immer wieder rief. Mit diebischer Freude bückte sie sich und formte einen Schneeball. Sie zielte gut und traf seinen Rücken. Erschrocken fuhr er herum, sah sie zwar noch nicht, doch er hörte ihr Lachen.

»Na wartet!«, drohte er ebenfalls erheitert.

Aschenputtel nahm die Beine in die Hand und spurtete los. Nur spärlich fiel das Mondlicht durch die vom Schnee bedeckten Zweige, aber es ließ sie alle Hindernisse erkennen. Also wetzte sie zwischen den Bäumen entlang, sprang über aus dem Grund ragende Wurzeln und Steine.



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